Plastiktüten sind nicht gleich Plastiktüten

Ein weiterer Artikel über unser Projekt in der Frankfurter Rundschau (01.06.2016) :

Mit den Verboten ist es so eine Sache: Theoretisch klingt ein Verbot von Einwegplastiktüten gut, praktisch aber könnte es mehr Nach- als Vorteile haben. Dieser Überzeugung zumindest ist eine Schülergruppe des Gymnasiums Wellingdorf aus Kiel. Die Jugendlichen haben sich beim Young Economic Summit (YES!) mit der Einwegplastiktüte beschäftigt. Das Wettbewerbsprojekt des Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (ZBW) in Kooperation mit der Joachim-Herz-Stiftung und dem Institut für Weltwirtschaft an der Uni Kiel will junge Menschen zum nachhaltigen Wirtschaften und Unternehmertum ermutigen. Die Wellingdorfer Schüler wollen nun nichts anderes, als die Idee der Plastiktüte revolutionieren und die Bundesregierung zum Handeln drängen.

„Wir sehen bei uns an den Stränden der Ostsee, dass es immer mehr Plastikmüll gibt“, erzählt Abiturient Steven Handschuh. Die Tüten seien ein besonderes Problem. „Zuerst haben wir auch daran gedacht, dass man sie einfach verbieten sollte“, berichtet der 18-Jährige. Aber zum einen war das Motto ihrer Arbeitsgruppe Kreislaufwirtschaft gewesen, zum anderen haben ihre Recherchen ergeben, dass Papiertüten oder Baumwollbeutel eine schlechtere Öko-Bilanz aufweisen, wenn die Verbraucher sie nicht oft genug nutzen.

„Es ist zu viel Energie und Wasser nötig, um kurzfristig die Plastiktüten durch Papier oder Jutebeutel zu ersetzen“, sagt Handschuh. Er selbst habe zwar Beutel, die er schon seit zehn Jahren benutze. Aber eine Jutetasche müsste mehr als 70 Mal benutzt werden, um als umweltfreundlicher als eine Plastiktüte zu gelten – das hätten die acht Schüler und ein Lehrer herausgefunden.

Trotzdem wollen sie langfristig die Plastiktüte aus der Ostsee und aus den Händen der Verbraucher wegkriegen. Ihr Lösungsansatz ist ein Umweg, aber einer, an den sie glauben: Die Plastiktüten sollen in ein Pfandsystem integriert werden. Und damit die Verbraucher die Tüten nicht einfach nur zurückgeben und sich wieder eine neue an der Kasse geben lassen, sollen die neuen, von den Schülern entwickelten Tüten so robust sein, dass sie mehrfach benutzt werden. Zuerst wollen die Schüler eine hohe Steuer auf jetzige Tüten veranschlagen lassen, dann soll die neue Mehrfach-Pfand-Tüte die bisherige ersetzen und Schritt für Schritt die Menge an verbrauchten Tüten reduzieren.
Damit endet die Idee der Jugendlichen nicht. Ein Teil der Einnahmen aus der Steuer und dem Verkauf der neuen Tüten soll in die Erforschung umweltfreundlicher Plastikmaterialien fließen, erläutert Steven Handschuh, der Wirtschaftschemie studieren will.
Nun kämpfen die Schüler dafür, dass das Bundesumweltministerium ihre Idee ernsthaft prüft, und suchen mit ihrer Petition Unterstützer dafür. Ein erster Erfolg zeichnet sich bereits ab: Das deutsche Designmuseum will bei der Entwicklung der neuen, robusten Mehrfach-Pfand-Tüte helfen.

Der Link zur Petition: www.change.org/plastiktueten-pfand.

Ausführliche Erklärung der Idee : https://tuetenpfand.wordpress.com/ausfuehrliche-erklaerung-der-idee/

 

 

Kurzpräsentation aus dem BMWi -11.01.2016

Kurzpräsentation der Idee des Plastiktütenpfandes

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir freuen uns heute hier zu sein und fühlen uns sehr geehrt, unsere Ergebnisse zum Thema „Circular Economy“ präsentieren zu dürfen.

Circular Economy bezeichnet das zukünftige Ziel einen geschlossenen und damit nachhaltigen Wirtschaftskreislauf zu erhalten. Der Idealfall sieht vor das die konsumierten Produkte nicht abschließend auf der Müllhalde landen, sondern in der Produktion wiederverwendet werden können, insbesondere durch Recycling

Wir haben uns innerhalb dieser Thematik mit dem Lebenszyklus der gewöhnlichen, alltäglichen Einweg-Plastiktüte beschäftigt. Dies ist zwar nur ein kleines Thema innerhalb des Circular Economy Ozeans, aber dennoch ein wichtiges, da es uns alle betrifft und der Schaden der durch unseren linearen Konsum von Plastiktüten entsteht für viele unterschätzt wird. Zudem hat die EU bereits ein Gesetz verabschiedet, dass allen Ländern die Reduktion von Plastiktüten vorschreibt, bei der Erreichung dieses Ziels den Ländern jedoch recht freie Hand lässt. Darauf bauen wir unsere Lösungsidee auf.

Das Basismaterial der Plastiktüten, der vielfältig einsetzbare Kunststoff PET, wird meistens nur auf linearem Weg genutzt. Beim Recycling der Einwegtüten erfolgt ein schneller Qualitätsverlust, somit ist es sehr aufwendig und teuer und wird selbst in den Industrienationen nur in sehr geringem Ausmaß vollzogen. Außerdem entstehen dabei hochgiftige Gase.

Meist wird der entstehende Plastikmüll nicht fachgerecht entsorgt, so landet viel in den Flüssen und Ozeanen und gefährdet das Ökosystem. Ihr habt bestimmt schon von riesigen schwimmenden Plastikmülllteppichen in den Ozeanen in den Medien gehört

Plastiktüten sind günstig oder sogar kostenlos, leicht und widerstandsfähig. Deswegen werden sie auf der ganzen Welt benutzt, meist jedoch nur ein einziges Mal bevor sie weggeworfen werden.

Wir haben uns gefragt, wie wir das Benutzen von Plastiktüten umweltfreundlicher und nachhaltiger machen könnten.

Dabei sind wir auf drei verschiedene Methoden gekommen: 1. Ein Ordnungsrecht:

Unsere erste Idee war ein Verbot, Plastiktüten zu verkaufen. Der Vorteil, ein solches Gesetz zu erlassen, ist, dass es sowohl für die Produzenten als auch für die Konsumenten verpflichtend wäre.

Damit wären alle gezwungen, auf eine Alternative umzusteigen, zum Beispiel auf Papiertüten oder Jutebeutel und man hätte auf einen Schlag für ein plastikfreies Leben gesorgt. Damit wäre das Problem aber nur verschoben, denn Papiertüten sind zwar gut zu recyceln, beim Herstellungsprozess wird aber viel Wasser und Energie benötigt. Zudem bräuchte man bei einer vollständigen Umstellung zu Papiertüten nur in Deutschland eine Forstfläche von der Größe Luxemburgs. Es ist wohl kaum anzunehmen, dass Luxemburg sich in einen Papiertütenwald für uns umwandeln lassen würde.

Also überlegten wir uns eine andere Möglichkeit, um die Benutzung von Plastiktüten nachhaltiger zu machen.

2. Finanzielle Anreize:

Ein Pfand und/oder eine Steuer

Ein Pfand auf die Plastiktüte zu erheben, würde sofort die weitere Verschmutzung durch Plastikmüll verringern, da die Tüten nicht weiter in der Umwelt entsorgt werden würden, sondern zum Verkäufer zurückgebracht würden, um das Pfand zurückzubekommen. Auf der anderen Seite würde sich allerdings nicht die Gesamtmenge von Plastiktüten reduzieren und der Lebenszyklus würde gleich bleiben.

Man könnte aber eine pauschale Steuer auf jede Einweg-Plastiktüte einführen. Damit würde man finanzielle Anreize für die Kunden schaffen, auf eine neue Plastiktüte bei jedem Einkauf zu verzichten und stattdessen seinen eigenen Beutel oder Korb mit zum Einkauf zu nehmen.

Beachtenswerte Erfolge hat diese Variante in der Republik Irland erzielt. Nachdem dort eine Steuer pro Plastiktüte von 15 Cent und später 22 Cent eingeführt wurde sank die Anzahl der verkauften Plastiktüten in den folgenden Jahren drastisch, während andere Tütenformen, wie Papier oder Jute keinen nennenswerten Aufstieg erhielten.

3. Subventionen für Forschung in umweltfreundliche Kunststoffe:

Wir denken, dass das einer der wichtigsten Aspekte ist, wenn man über den Verbrauch von Plastikmüll und Umweltverschmutzung durch Plastik nachdenkt. Aber unser Ziel ist, eine Lösung zu finden, die in relativ kurzer Zeit realisierbar ist. Niemand weiß, wie lange es noch dauert, bis ein umweltfreundliches Ersatzmaterial für Plastik gefunden wird.

Unsere Lösung verbindet alle drei Konzepte in einem großen, indem jeweils die Vorteile genutzt werden:

Unser Ziel ist es, eine robuste Plastiktüte einzuführen, die eine hohe Lebensdauer hat. Auf der jeder dieser neuen Tüten ist ein Pfandzeichen, denen auf den PET-Flaschen ähnlich. Das Pfand macht einen Großteil des Kaufpreises aus, sodass, wenn die Tüte zurück in den Laden gebracht wird, nur geringe Kosten für den Konsumenten entstehen. Diese Plastiktüten werden dann recycelt.

Das ganze Ausgabe- und Recyclingsystem dieser Tüten lehnen wir an das der Pfandflaschen an. Es soll genauso aufgebaut werden.

Der Vorteil der Läden besteht darin, dass sie ihr Umwelt Image bei Verwendung der neuen Plastiktüte aufbessern können.

Natürlich besteht für den Konsumenten weiterhin die Möglichkeit, den eigenen mitgebrachten Korb zu verwenden.

Zunächst einmal erlassen wir eine pauschale Steuer pro Einweg-Plastiktüte von 25 Cent. Wie in Irland zu beobachten, sollte dies den Verbrauch an Plastiktüten relativ schnell senken. In dieser Grundform können auch Länder wie zum Beispiel Indien einfach eine Reduktion des Plastiktütenverbrauchs zu erwirken, denn von dort kommt viel mehr Müll in die Meere als aus Europa.

Nachdem diese Steuer ein Jahr gelaufen ist und sich die Bevölkerung schon auf den bewussteren Umgang mit Plastiktüten eingestellt hat, führen wir unsere neue mehrweg- Plastiktüte alternativ zu der Einwegtüte ein. Für diese veranschlagen wir 50 Cent, davon sind 25 Cent Pfand und 25 Cent für die Produktionskosten. Damit ist die neue zwar effektiv erst mal gleich teuer wie die Einweg-Plastiktüte, doch durch den Öfteren Gebrauch spart der Kunde bereits beim nächsten Einkauf mit dieser Tüte Geld. Die Einweg-Tüte kann nämlich nicht mehr verwendet werden. So soll der Kunde dazu gebracht werden die Mehrwegtüte oft zum Einkauf mitzunehmen. Durch das Pfand landet diese Tüte nicht im Müll sondern kann effektiv recycelt werden und erhält zusätzlich in den Augen der Kunden einen gewissen Wert, wie dies auch bei den PET Flaschen der Fall war. Die Einwegtüte wollen wir nicht verbieten. Warum? Weil sie immer noch die umweltfreundlichste Alternative ist, wenn der Kunde seine eigene Tasche einmal vergessen oder nicht dabei hat und eine Tragetüte wirklich nur einmalig braucht.

Die Einnahmen durch die Steuern werden genutzt, um die Forschung nach einem umweltfreundlichen Plastik zu subventionieren.

Als eine neue Plastiktüte haben wir eine faltbare, wiederverwendbare gefunden, die aus Polyester besteht. Das ist eine sehr robuste Tüte, die bis zu zehn Kilogramm tragen kann, was für einen normalen Einkauf ausreichen sollte. Zudem ist die Plastiktüte mit 31g nicht

viel schwerer als eine normale. Für die Herstellung kann man größtenteils recyceltes PET von den Flaschen verwenden, somit braucht man kein neues Plastik.

Unsere Lösung ist zwar nicht gerade unkompliziert und einfach, aber besonders Deutschland muss im Umweltschutz ein Vorreiterland sein. Deutschlands beispielhafte Funktion wird nicht nur Länder innerhalb der EU in eine umweltfreundlichere Politik führen.

Da Öl endlich ist, ist es notwendig, endlich aktiv zu werden und den Umweltschutz zu gewährleisten.

Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit und für die Möglichkeit, Ihnen unser Projekt hier präsentieren zu dürfen.

Petition

Wir leben in einer Zeit, in der Recycling zwar immer alltäglicher wird, aber beispielsweise Elektronik und Verpackungen eine nur sehr kurze Lebensdauer haben. Gerade Plastik, als meist genutztes Material, wird größtenteils in einer linearen und nicht in einer zirkulären Weise verwendet und oftmals nicht recycelt. Das Recycling von Plastik ist sehr teuer, schwierig und produziert toxische Gase. Das führt dazu, dass die Recycling-Rate für Plastik weltweit unter 25% liegt.

Oftmals liegt es nicht in der Macht des Konsumenten auf Plastik zu verzichten, aber gerade im Bereich der Plastiktüten, kann jeder und jede Einzelne Verantwortung übernehmen. In Deutschland werden 71 Plastiktüten pro Person und Jahr verbraucht. Davon beträgt die Recycling-Quote für die in gelben Säcken gesammelten Plastiktüten schätzungsweise nur etwa 40%. Auch wenn die Plastiktüten über den Hausmüll entsorgt werden, werden sie kaum einer stofflichen Verwertung zugeführt, sondern verbrannt oder landen auf der Mülldeponie, wo sie in Abhängigkeit der eingesetzten Kunststoffe 100 – 500 Jahre bis zum vollständigen Zerfall lagern (aufgrund der chemischen Zusammensetzung ist Plastik schlecht bis gar nicht abbaubar). Dadurch gehen bereits wertvolle Rohstoffe verloren. Weitaus schlimmer sind allerdings die Plastiktüten, die einfach achtlos weggeschmissen werden. Sie verschmutzen Land und Meere und stellen eine erhebliche Gefahr für unser Ökosystem und die darin lebenden Tiere dar.

Ein Pfand für Plastiktüten schafft einen Anreiz für Konsumenten Plastiktüten zu sammeln und diese zurückzugeben. Der Handel kann dann für ein ordnungsgemäßes Recycling und eine stoffliche Verwertung sorgen. Die Umweltverschmutzung wird drastisch reduziert und wertvolle Rohstoffe werden geschont.

Wir sind Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Wellingdorf in Kiel, Schleswig-Holstein.
Im Rahmen des YES! – Young-Economic-Summit haben wir in einem sechsmonatigen Projekt das Thema „Re-assessing Waste Management and the Circular Economy“ bearbeitet und einen Lösungsvorschlag zur Reduktion von Plastikmüll ausgearbeitet. Wir haben unseren Lösungsvorschlag bei einer zweitägigen Schülerkonferenz präsentiert und mit Experten diskutiert. Unsere Idee wurde von allen beteiligten Schülerinnen und Schülern zur besten Lösungsidee des YES! gewählt.

Wir möchten robustere Plastiktüten einführen, die mit einem Pfandaufdruck, gleich denen auf PET-Flaschen, versehen sind. Bei einer ordnungsgemäßen Handhabung haben diese Plastiktüten eine längere Lebensdauer und können wiederverwendet werden. Nach der Nutzung können die Tüten zurückgegeben werden und der Pfandbetrag wird erstattet. Der Pfandbetrag macht einen Großteil des Kaufpreises aus. Ein Teil des Kaufpreises der Tüte soll in Forschungszwecke investiert werden – beispielsweise für biologisch abbaubare Kunststoffe.
In Geschäften, die bisher die Tragetaschen kostenlos abgeben, könnte auch nur das Pfand erhoben werden.
Um den Kauf von Pfandtüten für den Kunden attraktiver zu gestalten, ist ein drastischer Preisanstieg bei Einmalplastiktüten nötig. Der Handel ist für die Rücknahme und das Recycling der Pfandtüten, sowie der Auszahlung des Pfandes, verantwortlich. Das Pfandsystem kann analog zu dem Pfandsystem von PET-Flaschen aufgebaut werden. Bereits heute ist der Handel für die Rücknahme und das Recycling von Verpackungen zuständig, so dass sich auch die Rücknahme von Pfandtüten problemlos in das bestehende System integrieren lässt.

Bereits die Einführung des Pflichtpfandes auf PET-Flaschen hat zu einem enormen Anstieg der Recyclingrate geführt. Eine ähnlich positive Entwicklung erwarten wir bei der Einführung von Pfandtüten. Einzelhändler, eingeschlossen Supermärkte und Modegeschäfte, können weiterhin ihr individuelles Design für die Pfandtüte wählen, um so die Plastiktüte als Marketinginstrument nutzen zu können. Gleichzeitig können sie durch die Teilnahme am Pfandsystem ein nachhaltiges und grünes Geschäftsmodell praktizieren und ihre soziale Verantwortung kommunizieren.

Unseren ausgearbeiteten Lösungsvorschlag vollständig auf: http://www.young-economic-summit.org/yes-petition-2015/

Wir möchten als nächste Generation einen Beitrag zu nachhaltiger Wirtschaft und aktivem Umweltschutz leisten. Es ist höchste Zeit Maßnahmen zu ergreifen, um unsere Umwelt zu schützen und für die kommenden Generationen vorzusorgen.

Unterstützen sie uns und helfen Sie mit die Umwelt durch die Einführung eines Tütenpfands zu schützen! Unterschreiben Sie die Petition!

(Die gesammelten Unterschriften werden nach Beendigung der Petition Ulf Kämpfer, Heiko Maas, Marlehn Thieme, Olaf Tschimpke und Barbara Hendricks überreicht.)

Bitte unterstützen Sie unsere Petition. Wir möchten einen großen Schritt in Richtung nachhaltige Plastiknutzung gehen und durch eine einfache Maßnahme einen großen Beitrag leisten. Unser Ziel sind mindestens 30.000 Unterschriften.

Unterschreiben können Sie hier :

https://www.change.org/p/rat-f%C3%BCr-nachhaltige-entwicklung-recyclingsystem-f%C3%BCr-plastikt%C3%BCten?recruiter=542525333&utm_source=petitions_show_components_action_panel_wrapper&utm_medium=copylink